Aus Ginger wurde Lucina, die sich unser Herz erobert hat
Ich steh gerade in der Küche und schau unserer Lucina zu, wie sie vergnügt an einem Hühnerflügel knurpselt.
Als ich sie anspreche, hat sie sogar die Zeit, den Flügel liegen zu lassen und sich auf die Hinterpfoten aufzurichten, um mir ihr Köpfchen in die Hand zu drücken.
Das war nicht immer so. Es gab Zeiten, da hat sie alles in kürzester Zeit in sich hinein gestopft, was nur entfernt nach was Essbarem aussah…
Aber zurück zum Anfang.
Nachdem im Juni 2011 unser Kater, der fast 17 Jahre bei uns war starb, dachten wir, mein Mann und ich, nicht im Entferntesten daran, unsere Katzenbande wieder auf drei Mitglieder aufzustocken.
Der Verlust war einfach noch zu frisch.
Als ich dann im Juli in dem Katzenforum „Mietzmietz.de“ den Thread „Ginger und ihre vier Babies“ fand und interessiert gelesen hab, wie die Mietzefamilie von der Katzenhilfe Uelzen e.V. gefunden wurde, empfand ich erstens Mitgefühl für die Katze, die ihre Kleinen bis dahin durchgebracht hatte und zweitens Bewunderung für die Userin, die gleich fünf Pfleglinge so spontan aufgenommen hat.
Durch den Schriftverkehr im Forum stellten wir fest, dass die Pflegemutter und wir „fast“ Nachbarn sind und verabredeten einen Frühstücksbesuch.
So fuhr ich mit etwas Spielzeug und ein paar Naschereien für die kleine Familie los.
Angekommen führte der erste Gang ins Katzenzimmer, wo ich fürchterlich erschrak, als ich Ginger sah. Man konnte die einzelnen Knochen vorstehen sehen.
Was muss das Mädel ausgestanden haben!
Derweil die Kitten noch sehr zurückhaltend waren, freute Ginger sich über jedes Wort und noch mehr jedes Streicheln das ich ihr zukommen ließ.
Sie war so freudig vertrauensvoll und liebebedürftig.
Wir Menschen kamen ins Gespräch, verstanden uns gleich und so waren weitere Besuche schon vorprogrammiert.
Und mit jedem Besuch schlich sich diese selbstbewusste, freche kleine Mamakatz tiefer in mein Herz.
Klar, die Kleinen waren auch absolut knuffig, keine Frage. Welches Kitten ist das nicht?
Aber die Mami war eine Persönlichkeit, die mich ansprach.
Nach einigen Überredungsversuchen war auch mein Mann einverstanden, die Mietz zu adoptieren.
Es war bereits Mitte August durch und Anfang September ein Urlaub gebucht, also wollten wir sie nicht gleich holen. Das hätte nämlich einen doppelten Umzug für sie bedeutet:
Von der Pflegestelle zu uns und den ihr fremden Katzen, dann mit den beiden Fremden in die Katzenpension und zuletzt wieder nach Hause.
Also vereinbarten wir, dass wir Ginger, besser gesagt Lucina gleich nach dem Urlaub zu uns holen.
Ich hatte sie inzwischen umgetauft, da eine meiner Sternenkatzen Ginger hieß und ich diesen Namen nicht noch einmal nehmen wollte.
Könnt ihr euch vorstellen, dass ich das Ende des Urlaubs herbei wünschte?
Und dann kam der Tage des Einzugs. Am 23.09.11 war es so weit.
Die Pflegemama brachte sie zu uns in ihr neues Zuhause.
Und Lucina war sofort heimisch.
Die beiden Ureinwohner konnten erst abends aus der Pension geholt werden, also hatte Luci Zeit, sich die ganze Wohnung anzuschauen.
Die Zusammenführung lief dann relativ problemlos. Nach anfänglichem Gegrummel arrangierte sich das Trio.
Lucina ist so was von lieb und friedlich! Es gab keine Hauereien, keine Kämpfe.
Mit unserem blinden Kater Niklas klappte es relativ schnell, wenn es auch keine Kuschelfreundschaft ist. Man akzeptiert sich.
Mit der Katze Gina verbindet sie zwar keine Liebe, aber für ein gelegentliches Fangmich-Spiel reicht es.
Lucina hat sich wundervoll eingelebt und die drei bilden ein Super-Team, das sich unter anderem dadurch auszeichnet, die Köpfe voller Unsinn zu haben, und die Bude mit wilden Verfolgungsjagden zu rocken.
Inzwischen darf sie natürlich auch nach draußen!
Aber anscheinend hat ihr erstes Leben ihr genug „Freiheit“ beschert, so dass sie gar kein Interesse mehr zeigt, auf große Tour zu gehen.
Sie fühlt sich hier im Garten wohl und genießt es, ihre Freiheit zu haben, ohne sie ausnutzen zu wollen.
Auf den letzten beiden Bildern sieht man auch, dass aus dem knochigen Findelkätzchen eine wohlgerundete Katzendame geworden ist.
Und damit kommen wir wieder auf den Anfang zurück:
Luci hat in der Zeit, bevor sie gefunden wurde wohl sehr argen Hunger leiden müssen, denn sie hat die ersten Monate bei uns permanent Futterbedarf angemeldet.
Wir mussten sie getrennt von den beiden anderen füttern, weil sie ihre Portion inhaliert und sich sofort über den nächsten erreichbaren Napf hergemacht hat.
Kein Mülleimer durfte offen stehen, Luci kletterte auf Nahrungssuche rein.
Jede Brotdose wurde ausgeräumt.
Eine ungeöffnete Tüte Trockenfutter verschleppte sie, riss sie auf und tat sich gütlich daran.
Einmal hatte ich eine (2Personen-)Portion Eintopf nicht richtig verschlossen: Lucina hat glatt 2/3 davon vertilgt!
Nun wusste ich zumindest, dass sie nicht futtert bis sie platzt, sondern ganz kurz davor aufhört…
Ganz ehrlich, ich bin die folgende Nacht mehrmals aufgestanden, um zu sehen ob es ihr gut geht, so rund und prall war ihr Bauch. Zum Glück waren es keine Hülsenfrüchte, die ich für den Eintopf genommen hatte.
Sie bekam ihr normales Fütterchen in kleineren Portionen über den Tag verteilt, damit sie lernt, dass es immer wieder was zu essen gibt und sie nicht auf Vorrat fressen muss.
Inzwischen ist auch ihr Fressverhalten ganz normal, ja sie lässt sogar schon mal Reste im Napf.
Alles in Allem ist sie eine absolut liebe, schmusige und anhängliche Familienkatze, die mich abends freudig an der Tür begrüßt, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme.
Auch wenn die erste Zeit streckenweise schwierig war, habe ich es nie bereut, Lucina adoptiert zu haben.
