Dienstag, 10 Juni 2014 16:50

Am Ende blieben nur Liebe, Trauer und großer Schmerz




Dienstag, 13.05.2014
Drei Babykatzen werden an einer Futterstelle, Nähe Uelzen geboren. Es handelt sich um die Futterstelle, über die unsere kleine Angel wacht. Eine groß angelegte Kastrationsaktion im letzten Jahr, verhinderte eine Kittenschwemme, hinterließ aber dennoch eine Katze, die aufgrund ihrer großen Angst und Umsicht nicht eingefangen werden konnte.


Es sind Valerias Kitten, die im eigens für die Katzen eingerichteten Wohnwagen auf die Welt kommen.


Donnerstag, 15.05.2014
Mel und Holger landen in Deutschland. Der Kastrationseinsatz auf Rhodos war sehr erfolgreich, die liebe Tierschützerin vor Ort hat aber nun vier helfende Hände weniger.


Freitag, 16.05.2014
Morgens um etwa 9 Uhr kommen Mel und Holger nach einer langen Autofahrt quer durch Deutschland endlich auch endlich Zuhause an. Warum so spät? Weil sie am Vortag vom Flughafen Berlin noch Mrs. Spot an ihre Adoptantin in Magdeburg übergeben und danach die vier Rhodosianer in ihre Pflegestelle nach Nidda gebracht haben.


Sonntag, 18.05.2014
Eine sehr nervenaufreibende Fangaktion beginnt. Ziel ist es, nicht nur die Babys, sondern auch Valeria an einen ruhigen und gesicherten Ort zu bringen.


Mel und Holger müssen zu ihrem Entsetzen feststellen, dass eines der Kitten nirgends mehr aufzufinden ist.


Die Entscheidung fällt, sie werden Valeria und ihre Babys trotzdem nicht dort lassen. Gegen Mittag legen sie Tara und Benita vorsichtig in die Umsetzbox, stellen die Falle auf und warten.


Die Stunden vergehen, alle möglichen Szenarien werden durchgespielt. Flaschenaufzucht? Die Nacht dort bleiben? Es einen anderen Tag neu versuchen und riskieren dass Valeria die Kitten umsetzt?


Sie warten…


Gegen 17.00 geht Valeria endlich in die Falle.


Sonntag, 18.05.2014 – Mittwoch, 21.05.2014
Valeria ist enorm gestresst, faucht, brummt und tobt. Trotzdem können Mel und Holger drei deutlich vergrößerte Zitzen erkennen. Auch der Betreuer der Futterstelle bestätigt, sie ist die Mutter der Kleinen.


Zu Hause angekommen wird Valeria mit den Kitten in einen Quarantänekäfig  gesetzt. Sie ist ein wenig ruhiger, dennoch spürbar nervös und aufgeregt. Bei den Kleinen liegt sie wohl nur wenn kein Mensch im Raum ist. Mel sieht sie nur ein Mal mit den Babys zusammen.


Am nächsten Tag suchen Mel und Holger noch einmal nach dem dritten Baby. Erfolglos. Es bleibt verschwunden. Wir wissen was das bedeutet, aber das macht es nicht besser. Das vermisste Tigerchen wird keine fünf Tage alt.


Mel und Holger stellen indessen bei Valeria breiigen Kot fest, ob nun aufgrund von Stress, Futterumstellung oder Parasiten bleibt erst einmal unklar.


Valeria bekommt Rescue-Tropfen, aber ein Wiegen der Kleinen ist vorerst unmöglich. Mel kommt einfach nicht an die Babys heran.


Mittwoch, 21.05.2014
Tara und Benita werden beim Tierarzt vorstellig. Beide haben Eiter im Auge, weshalb die Tierärztin entscheidet die Augen zu öffnen und zu behandeln. Zunge und Rachenraum sind gerötet. Es steht der Verdacht Katzenschnupfen im Raum. Bei Beiden werden mehrere Zecken entfernt. Tara hat zudem eine kleine Eiterwunde, die ebenfalls geöffnet wird. Sie bekommen Synulox.


Die Tierärztin stellt nach mehrmaliger Begutachtung fest, dass sie nicht dehydriert sind. Mel und Holger atmen auf. Nun steht fest, sie trinken bei ihrer Mama.
Die Gewichte sind trotzdem sehr gering. Tara wiegt 128g, Benita 130g.


Der Kontakt zur potentiellen Pflegestelle hat sich inzwischen so entwickelt, dass sie nun vorbei kommt, um die Familie abzuholen. Sie hat keine Angst vor dem Zufüttern und bereits Erfahrung auf diesem Gebiet.


Noch an diesem Abend, fährt sie aus Trier los.


Donnerstag, 22.05.2014
Mitten in der Nacht klingelt es bei Mel und Holger. Die künftige Pflegemama ist da und nimmt auch schon ersten Kontakt zu Valeria und den Babys auf.



Am Morgen setzen Mel und Holger die Familie in den mitgebrachten Käfig der Pflegestelle.


Mel und die Pflegemama besprechen die letzten Einzelheiten. Beide organisieren noch schnell Futter und los geht es mit Valeria und ihren Kleinen. Spät am Abend kommen sie in Trier an.


Die Pflegemama unterrichtet Mel, dass sie bei Tara und Benita mehrere Wunden gefunden hat und sie dehydriert sind. Ebenso bekommen sie schlecht Luft, weil die Nasen zu sind.


Sie spritzt Beiden Glucose und inhaliert mit ihnen. Danach geht es besser.


Freitag, 23.05.2014
Wir bekommen Nachricht aus der Pflegestelle. Sie vermutet Caliciviren und rät uns zu einem speziellen Antibiotikum  (Chloromycetin). Zudem rät ihr die TH Schweinfurt Feliserin zu geben.


Die Pflegemama besorgt beides und Tara und Benita bekommen bis zum Abreisetag je einen Tropfen Feliserin in beide Augen und ins Mäulchen. Das Chloromycetin wird an drei aufeinander folgenden Tagen verabreicht.


Samstag, 24.05.2014
Frohe Botschaft aus der Pflegestelle!  Mama Valeria kümmert sich gut um ihre Babys.


Die Pflegemama vermutet allerdings eine Schmerzsituation bei Tara und Benita und besorgt Metacam. Eine einmalige Gabe erfolgt.


Das Gewicht stagniert.


Nacht von Samstag, 24.05.2014 auf Sonntag, 25.05.2014
Tara nimmt in der Nacht 10g ab, zudem hat sie Untertemperatur. Die Pflegemama trennt nun Tara und Benita von Valeria. Sie kümmert sich nicht mehr.
Nun also doch das Wagnis Flaschenaufzucht. Mit allen Anstrengungen und Entbehrungen die es mit sich bringt.


Sonntag, 25.05.2014
Die Pflegemama kontaktiert uns. Sie fragt ob wir sicher sind, dass Valeria die Mama ist. Sie sieht trächtig aus.


Montag, 26.05.2014
Wieder positive Nachrichten: Tara und Benita trinken, schlafen und nehmen langsam zu. Die Pflegemama teilt uns außerdem mit, dass die Entzündung fast überstanden sei.


Sie besorgt noch zusätzlich Prosimbioflor, um den Darm der Mutter aufzubauen.


Mittwoch, 28.05.2014
Schlechte Neuigkeiten. Die Pflegemama ist beim Einfangen der Mama für die Kastration, von Valeria mehrmals tief gebissen worden. Die Hand sieht schlimm aus.


Sie bringt Valeria trotzdem noch zum Tierarzt. Die Kastration verläuft planmäßig, die FIV und FeLV Tests sind negativ.


Über den Tag wird klar, die kleine Katzenfamilie kann nicht bleiben. Die Hand der Pflegemama ist stark geschwollen, sie kann sie kaum bewegen, eine OP steht im Raum. Sie kann unter diesen Umständen nicht mehr gewährleisten, dass die Babys gut versorgt werden.


Mel und Holger überlegen nicht lange. Nach der Arbeit fahren sie los, um Valeria und die Babys wieder in Obhut zu nehmen.


In Trier angekommen erfahren sie, dass Tara weiterhin Augensalbe braucht.


Nacht von Mittwoch, 28.05.2014 auf Donnerstag, 29.05.2014
Mel bemerkt Durchfall und eine leichte Blutspur im Kot von Tara.


Donnerstag, 29.05.2014
Erst jetzt sind Mel und Holger wieder zu Hause. Tara verliert kontinuierlich Kot, hat Durchfall, ihr Appetit sinkt über den Tagesverlauf rapide ab.


Sie verliert Gewicht.


Freitag, 30.05.2014
Tara hat seit dem 28. Mai 20g abgenommen. Sie verweigert komplett das Fläschchen.


Mel und Holger fahren in die Tierklinik Lüneburg. Der Verdacht der Ärzte nach der Anamnese geht in eine bestimmte Richtung. Und tatsächlich, der Katzenseuche-Schnelltest ist zum Entsetzen aller positiv.


Tara wird stationär aufgenommen. Sie bekommt Synulox, Feliserin und Kochsalzlösung mit Traubenzucker.


Denise informiert die Pflegemama telefonisch über den Krankheitsverlauf. Diese befindet sich aufgrund der Bisswunde mittlerweile im Krankenhaus.


Wir versuchen nicht den Kopf zu verlieren. Aber wir haben Angst. Angst um Tara, Angst um Benita. Angst um Valeria.


Samstag, 31.05.2014
Tara lebt noch. Ihr Zustand ist sehr kritisch.


Benita trinkt gut, wiegt aber dennoch 5g weniger. Wir wollen kein Risiko eingehen und lassen sie ebenfalls testen – auch dieser Schnelltest ist Katzenseuche positiv.


Jetzt heißt es für Benita, alles zu versuchen, was an Medikation möglich ist. Sie darf aber wieder mit nach Hause. Ihr Zustand ist noch stabil und die Ärzte wollen das Risiko einer Sekundärinfektion verringern, welches in der Klinik ungleich höher wäre.


Mel und Holger sollen sie gut beobachten.


Der Schnelltest von Mama Valeria ist negativ.


Früher Nachmittag
Tara schläft in der TK ein. Wir sind fassungslos. Können und wollen es nicht glauben.


Wir bekommen eine Nachricht von der ehemaligen Pflegemama. Sie rät uns zu einem Bluttest, sie vermutet ein falsch positives Ergebnis bei Tara und Benita.


Benita verliert bis zum späten Nachmittag weitere 10g. Auch sie wird nun stationär aufgenommen.


Sonntag, 01.06.2014
Nachricht aus der Tierklinik: Benitas Zustand ist stabil aber kritisch.


Notfelle OS Land raten zum Bluttest und eine befreundete Tierschützerin zum Kottest im Labor bei Valeria. Die Vermutung: Valeria wurde eventuell falsch negativ getestet, denn der Schnelltest gilt als nicht sensibel genug.


Mel und Holger bestellen Virkon S zur Oberflächendesinfektion und Softa-Man acute zur Händedesinfektion. Diese Mittel sollen helfen, den Virus abzutöten.


Montag, 02.06.2014
Nachricht aus der Tierklinik: Benitas Zustand ist stabil, Gewicht 187g, sie trinkt selbständig.


Die Tierklinik rät uns Benita, aufgrund der Infektionsgefahr, wieder abzuholen.


Benita wird von Mel erst einmal gesäubert. Es hängt viel Kot im Fell. Nachwiegen zu Hause: sie wiegt nur 167g. 8g weniger als Samstag.


Wir bekommen nun viele Nachrichten: Tipps, Genesungswünsche, Ratschläge, Nachfragen.


Die Pflegemama meldet sich noch mal. Statt Bluttest, rät sie nun auch zum Kottest bei Laboklin.


Denise telefoniert mit Laboklin. Laboklin informiert uns, dass der Labor-Kottest sensibler und somit sicherer als der Schnelltest ist.


Denise telefoniert mit Dr. Spallek (vom Hersteller des Feliserins). Er rät uns: 4ml Feliserin täglich, bis sich ihr Zustand verbessert. Dann sofort absetzen und nach einer Woche eine weitere, einmalige Gabe Feliserin (4ml). Sollte es ihr vorher schlechter gehen, sofort wieder mit 4ml beginnen.


Auf Facebook laufen neben Anteilnahme und Besserungswünschen immer mehr Ratschläge zusammen: Nutri Plus, Feliserin + Interferon, auf keinen Fall Feliserin + Interferon, telefonische Beratungsangebote in der Nacht.


Wir sind verwirrt, Mel sehr erschöpft. Sie füttert Benita halbstündlich. Es ist ein Kampf. Trotzdem sie so viel abgenommen hat, wehrt sie sich mit Kräften gegen jede Nahrungsaufnahme.


Dienstag, 03.06.2014
Neuer Tiefpunkt: Benita wiegt nur noch 160g. Sie verliert breiigen Kot. Einziger Lichtblick: sie schlabbert etwas Babybrei.


Softa-Man acute wird geliefert.


Benita kann ihr Gewicht halten. Abends bekommt sie ihr Feliserin und Antibiotikum.


Die Kotproben von Valeria und Benita werden eingeschickt und die Tierärztin sagt uns, die Wartezeit beträgt etwa eine Woche.


Die Pflegemama hat bereits ein Ergebnis von Laboklin. Die Tests ihrer Katzen und Pflegekatzen auf Seuche sind negativ.


Mel und Holger bestellen 6 Fläschchen ReConvales.


Wir sind sehr dankbar. Bereits 220 € wurden für die kleine Familie gespendet!


Mittwoch, 04.06.2014
Virkon S wird geliefert.


Benita wiegt erschreckende 155g.


Der zusätzlich veranlasste Schnelltest auf Kozidien ist negativ, der Giardienschnelltest positiv. Eine neue Hiobsbotschaft.


Später Nachmittag
Mel und Holger fahren wieder zur Tierärztin und sie findet Benita sieht besser aus. Sie bekommt ihre übliche Medikation


Benita trinkt freiwillig. 160g lassen wieder etwas Hoffnung keimen.


Nachts
Benitas Kot ist fast nur noch Wasser, es hört nicht auf zu laufen, sie verliert bis zum morgen 20g. Mel ist am Ende und Benita ist es auch…


Donnerstag, 05.06.2014
Es steht fest, es geht nicht mehr. Mia fährt Mel sofort zur Tierärztin.


Sie bestätigt, was wir alle wissen und nicht hören wollen: es gibt keine Hoffnung mehr. Sie ist erschrocken, wie stark Benita abgebaut hat.


Benita wird kurz nach 8 Uhr erlöst.


Mittwoch, 11.06.2014
Die Ergebnisse der Laboruntersuchung sind da: Valerias Seuchetest ist negativ, Benitas wie befürchtet positiv. Benita hilft das nicht, wir haben nur die Gewissheit, sie auf die richtige Erkrankung behandelt zu haben. Valeria hingegen darf an ihre Futterstelle zurück.



Was dann kam, ist schwer in Worte zu fassen. Nach dem langen Kampf, der Hoffnung, der ständig andauernden Sorge, brauchte jeder von uns einen Moment um zu begreifen, dass es vorbei war. Alles was wir getan haben hat nicht gereicht.

Wir haben versucht alle Ratschläge und Tipps in eine Linie zu bringen, zu beherzigen und zu überdenken.

Aber alle Informationen unter einen Hut zu bekommen war schlicht nicht möglich. Manche widersprachen sich.

Hätten wir Dinge anders machen können? Sicherlich, denn jeder Mensch hat eine andere Herangehensweise an Probleme.

Hätten wir den Kottest früher abschicken können? Ja das wäre möglich gewesen. Die traurige Wahrheit: das Ergebnis hätten wir auch in diesem Falle erst nach Benitas Tod erhalten.

Fest steht, Valeria bleibt solange es nötig ist in Quarantäne. Wir warten nach wie vor noch auf das Laborergebnis der Kotprobe. Danach werden wir weiter sehen.

In den letzten Tagen haben wir rührende Anteilnahme erfahren. Wir bekamen Unterstützung in allen Formen, für die wir sehr dankbar sind. 335€ sind in dieser Zeit gespendet worden. Ein ♥liches Dankeschön auch noch mal an dieser Stelle.

Es waren aber nicht nur Anteilnahme und Beileidsbekundungen, sondern es sind auch Vorwürfe in unsere Richtung laut geworden. Unter anderem das jemand Benita mit viel Magie hätte retten können. Natürlich ist es bei einem so tragischen Ergebnis erlaubt, auch kritische Worte zu sagen und auch Entscheidungen zu hinterfragen. Wir selbst haben genau das während der ganzen Zeit getan. Streckenweise sehr intensiv und hitzig diskutiert. Nicht weil jemand seine eigene Meinung durchsetzen wollte, sondern um jegliche Chancen für Tara und Benita zu nutzen.

Auch wenn dieses Recht jeder hat und in dieser Zeit auch fast jeder Aktive im Verein es genutzt hat, wir distanzieren uns ausdrücklich von sämtlichen Anschuldigungen, woanders hätten sie überlebt. Denn das kann kein Mensch wissen.

Wir haben gekämpft, Tara und Benita haben gekämpft. Aber so sehr es uns schmerzt und so sehr wir es nicht wahrhaben wollen – es hat nicht gereicht.

Vom 13. Mai an, bis zum 05. Juni sind drei Katzenbabys von uns gegangen. Diese drei Schicksale sind nur stellvertretend für noch viel mehr Leid, aber genau diese drei haben uns in einem besonderen Maß berührt.

Wir trauern sehr um die Kleinen und können uns nur mit einer Gewissheit trösten –Liebe und Wärme waren Taras und Benitas Begleitung über die Regenbogenbrücke.

Es ist viel dunkler, wenn ein Stern erlischt, als es sein würde, wenn er nie gestrahlt hätte. - George Bernard Shaw

Update:

Mittwoch, 11.06.2014
Die Ergebnisse der Laboruntersuchung sind da: Valerias Seuchetest ist negativ, Benitas wie befürchtet positiv. Benita hilft das nicht, wir haben nur die Gewissheit, sie auf die richtige Erkrankung behandelt zu haben. Valeria hingegen darf an ihre Futterstelle zurück.

Gelesen 5111 mal Letzte Änderung am Mittwoch, 11 Juni 2014 21:49