Queenie – oder: Das Schicksal macht Umwege
Manchmal braucht es Zufälle, damit das Glück sein Ziel erreicht – so erging es mir mit Queenie. Ursprünglich ein Pflegling der Katzen-Hilfe Uelzen, gelangte sie zu einer mir bekannten Tierschützerin bei Berlin, weil dort für die verängstigte ältere Katze eine ideale Pflegestelle frei war.
Ich war nicht auf der Suche nach einer Katze – eigentlich war ich mit meinen drei Katern (natürlich auch alle aus dem Tierschutz) voll besetzt. Ich musste auch schon die leidvolle Erfahrung machen, dass sich Kater wirklich hassen können – aber durch die zum Glück vorhandenen räumlichen Möglichkeiten musste ich keinen meiner Kater abgeben: Merlin (7) und Murdock (2) sind ein tolles Team und zusammen glücklich – und mein Senior Ricky (14) war auch als Einzelkater vollkommen zufrieden.
Wie dem auch sei, Queenie wurde also von der neuen Pflegestelle in einem Katzen-Forum (Anmerkung vom Verein ;-) www.mietzmietz.de), in dem auch ich aktiv bin, vorgestellt. Ohne ihre Geschichte gelesen zu haben, war ich vom ersten Foto hingerissen: Diese Augen blickten ganz tief in meine Seele. Aber mit keinem Gedanken dachte ich daran, dass ich sie bei mir aufnehmen könnte.
Eine ältere, ca. 10 Jahre alte Katze, sie hatte ihr Leben lang draußen ums Überleben gekämpft, wurde von Menschen meistens nicht gut behandelt – sogar mit Steinen wurde nach ihr geworfen, dadurch hatte sie eine Schädigung des Gehirns – sichtbar durch Kopfschiefhaltung und motorischen Störungen beim Laufen, lässt sich kaum berühren, ihr mussten wegen ganz schlimmen Entzündungen alle Zähne bis auf die 4 Reißzähne gezogen werden…
Ich hoffte einfach nur, dass sich jemand für dieses arme Wesen interessieren und ihr ein schönes Zuhause geben würde!
Aber mit jedem neuen Bericht über Queenie vertieften sich meine Gefühle für sie, und irgendwann wagte ich die Frage, ob sie sich wohl mit meinem Ricky vertragen würde und ob meine Wohnungshaltung für sie ausreichend wäre.
So kam es schließlich, dass Queenie am 15.07.2011 nach einer Fahrt quer durch Deutschland von Berlin nach NRW bei mir einzog – ich weiß nicht, welche Empfindung bei mir stärker war: Die Freude darüber, dass sie bei mir war oder die Angst, ihr nicht gerecht werden zu können!
Am ersten Tag verkroch Queenie sich in der eigens für sie angeschafften Korbhöhle – fauchte bei jedem Annäherungsversuch und tat mir unendlich leid. Aber es wurde ein bisschen gefressen und auch das Katzenklo wurde benutzt – allerdings nur, wenn ich nicht in der Nähe war.
Am zweiten Tag wechselte sie ihren Aufenthaltsort und zog auf einen Karton unter einem Stuhl – das sah für mich nicht sehr bequem aus, aber ihr schien es zu gefallen und Sicherheit zu geben – also ließ ich sie dort in Ruhe. Das war nun ihr Platz für die nächsten 2 Wochen. Nach dieser Zeit tauschte ich den Karton durch ein Kissen aus – sie nahm dieses auch an und ich hatte ein etwas besseres Gewissen!
Ich sprach viel mit ihr und wurde bald durch ihr Blinzeln belohnt – sie war nicht mehr so verkrampft, wenn ich ihr näher kam. Meine Hand wurde bei Annäherung erst angefaucht und dann auch mit einem Pfotenhieb verjagt – allerdings wurden diese Hiebe immer weniger aggressiv – eher halbherzig und „der Form halber“ ohne Kralleneinsatz.
Wie glücklich war ich, als ich Queenie das erste Mal am Köpfchen streicheln konnte und sie nach kurzer Zeit sogar anfing, zu schnurren! Aber ich habe sie nie bedrängt oder zu etwas gezwungen – ich habe sie einfach das Tempo selbst bestimmen lassen.
Mit ganz viel Geduld konnte ich sie überzeugen, dass ihr nichts Böses mehr geschieht – und nach einiger Zeit war das Eis gebrochen. Sie lief offen und neugierig in der Wohnung umher – ließ sich nicht mehr durch meine Anwesenheit stören – nahm Kontakt zu Ricky auf – sie wurde sichtlich lockerer!
Immer noch war sie misstrauisch, wenn ich auf sie zuging – aber nach 5 Wochen rannte sie nicht mehr vor mir weg – kam sogar auf mich zu und strich mir um die Beine, wenn ich ihr Futter fertig machte. Mit Ricky gab es keinerlei Probleme – die beiden gingen friedlich aneinander vorbei und akzeptierten die Anwesenheit des jeweils anderen.
Dann ging es recht schnell weiter mit Queenies Vertrauensbeweisen: Sie eroberte das Sofa – und kurz danach auch das Bett! Sie fing an, mit den Fellmäusen zu spielen – kickte sie durch die Wohnung und machte einen rundum zufriedenen Eindruck. Sie begrüßte mich mit einem Maunzen, wenn ich nach Abwesenheit wieder in die Wohnung kam – ich war so glücklich!
Mir geht immer noch jedes Mal das Herz auf, wenn sie unbeschwert Fellmäuse, Papierfetzen oder Fliegen jagt – richtig albern herumhoppelt und auch mal einen „Spaßgalopp“ durch die ganze Wohnung rennt! Und sie fordert inzwischen auch das Bürsten und Kraulen ein, indem sie sich an meine Beine schmeißt, sich daran reibt und dabei ihr süßes „Mrääääk“ maunzt – es ist einfach nur schön!
Ihre Kopfschiefhaltung und das unsichere, etwas „eiernde“ Laufen hat sich sogar ein bisschen gebessert – vielleicht auch eine Folge davon, dass Queenie jetzt zur Ruhe gekommen ist und sich wohl fühlt.
Ich habe es keinen Moment bereut, mich für Queenie entschieden zu haben – sie so zu sehen, wie sie jetzt ist, ist für mich die größte Belohnung und ihr Vertrauen gewonnen zu haben, macht mich überglücklich!